Suche
Close this search box.

Nierenerkrankung beim Hund – Verstehen, Erkennen und Bewältigen

Nierenerkrankung Hund
Eine Nierenerkrankung beim Hund ist eine der häufigsten und oft unterschätzten Gesundheitsprobleme. In diesem Blogbeitrag möchte ich mit dir über die ersten Anzeichen von Nierenerkrankungen beim Hund sprechen. Es ist wichtig, diese Zeichen frühzeitig zu erkennen, um deinem Hund die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen. Denn sobald Symptome auftreten, können mehr als zwei Drittel der Nierenfunktion verloren gehen.

Warnsignale für Nierenprobleme bei deinem Hund richtig deuten

Nierenprobleme können bei Hunden vielfältige Ursachen haben, und es ist entscheidend, die Warnsignale frühzeitig zu erkennen, um deinem besten Kumpel rechtzeitig Hilfe und Unterstützung bieten zu können. Hier sind einige wichtige Warnsignale für eine Nierenerkrankung beim Hund, die du richtig deuten solltest:

  1. Veränderungen im Trinkverhalten: Achte auf auffällige Veränderungen im Trinkverhalten deines Hundes. Ein vermehrter Durst kann ein erstes Anzeichen für Nierenprobleme sein.

  2. Häufiges Wasserlassen: Wenn dein Hund auffällig häufig uriniert oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen zeigt, solltest du dies genau beobachten.

  3. Veränderungen im Urin: Achte auf die Farbe und den Geruch des Urins deines Hundes. Dunkler oder blutiger Urin sowie ein unangenehmer Geruch können auf Nierenprobleme hinweisen.

  4. Verminderter Appetit: Ein deutlich vermindertes Interesse an Futter oder Gewichtsverlust ohne ersichtlichen Grund sind ebenfalls mögliche Anzeichen für Nierenprobleme.

  5. Erbrechen und Durchfall: Häufiges Erbrechen und Durchfall können auf Verdauungsprobleme im Zusammenhang mit Nierenproblemen hinweisen.

  6. Müdigkeit und Abgeschlagenheit: Wenn dein Hund plötzlich lethargisch wirkt und weniger aktiv ist, könnte dies auf Nierenprobleme hindeuten.

  7. Schlechter Atem: Ein auffällig schlechter Atem, der nicht auf Zahnprobleme zurückzuführen ist, kann ein Anzeichen für Nierenprobleme sein.

  8. Schlechtes Fell und Hautprobleme: Nierenprobleme können sich auch in Form von Hautirritationen, Juckreiz und einem schlechten Fellzustand äußern.

Wenn du eines oder mehrere dieser Symptome bei deinem Hund bemerkst, ist es ratsam, der Ursache auf den Grund zu gehen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Nierengesundheit deines Hundes zu schützen und Nierenerkrankungen vorzubeugen.

Nierendiätfutter für Hunde

Ist eine Nierenerkrankung oder ein Nierenproblem bei deinem Hund festgestellt, wird dir in der Regel ein proteinarmes Spezialfutter für deinen Hund empfohlen. Bitte beachte, dass die Verwendung von speziellem Nierendiätfutter, sei es in Form von Trockenfutter oder Nassfutter, in der Behandlung von Nierenproblemen bei Hunden ein umstrittenes Thema sein kann. Die Meinungen von Tierärzten und Experten in diesem Bereich können variieren, und es gibt hier einige wichtige Aspekte zu berücksichtigen:

  • Proteinarm: Aber! Es gibt keinen Grund, Protein in der Ernährung deines Hundes einzuschränken. Dein Hund braucht hochwertiges Eiweiß, um seine Muskelmasse zu erhalten. Ein Zuwenig an Eiweiß kann unter Umständen zu einer gefährlichen Mangelernährung füh­ren.
  • Phosphatarm: Ein erhöhter Phosphatwert im Blut bestätigt, dass die Funktion der Nieren nachgelassen hat. Die Reduktion von (künstlichem) Phosphat ist daher wichtig und richtig. Trotzdem ist Phosphat für den Körper essenziell. Deshalb muss zwischen „natürlichem“ und „künstlichem“ Phosphat unterschieden werden. Künstliches Phosphat ist als Zusatzstoff zum Beispiel in hochgradig verarbeiteten Produkten enthalten. Das ist dringend zu vermeiden. Es dient vor allem als Konservie­rungsmittel (E 338, E 339, E 340 und E 341).
  • Natriumarm: Natrium ist wichtig zur Speicherung von Feuchtigkeit. Daher ist eine Reduktion von Salz umstritten. Der bedarfsgerechte Einsatz von natürlichem Salz ist bei Nierenerkrankungen wichtig.
  • B-Vitamine: Können den Appetit deines besten Kumpels anregen. Außerdem werden die wasserlöslichen B-Vitamine schnell über den Urin ausgeschieden. Daher ist eine zusätzliche Unterstützung mit einem B-Komplex sinnvoll.
  • Energiereich: Ein auf die Erkrankung angepasster Energiegehalt im Futter ist sehr wichtig. In den üblichen tierärztlichen Diätfuttermitteln werden dafür hohe Mengen an Kohlenhydraten eingesetzt. Diese sind allerdings schwer zu verdauen. Hunde benötigen gemäß ihrer genetischen Abstammung kaum Kohlenhydrate, dafür aber hochwertiges Protein und Fett.
  • Omega-3-Fettsäuren: Öle und Fette werden im Trockenfutter durch Oxidation schnell ranzig. Das macht diese wichtigen Fettsäuren unwirksam und sogar schädlich. Auch im Feuchtfutter zerfallen die Fettsäuren durch Erhitzung bei der Produktion und sind später wertlos. Es ist daher besser, deinem Futter gesunde Omega-Fettsäuren immer frisch hinzuzufügen.

Darauf solltest du bei der Fütterung eines nierenkranken Hundes achten

Wie in allen Fällen von Erkrankungen spielt die richtige Ernährung eine entscheidende Rolle in der Unterstützung deines nierenkranken Hundes. Im Rahmen meiner Beratung ist eine klare und wichtige Vorgabe: kein Trockenfutter für einen nierenkranken Hund! Trockenfutter enthält zu wenig Wasser. Das belastet die Nieren, denn sie sind unter anderem für die Regulierung des Wasserhaushalts wichtig. Gewöhnliches Trockenfutter ist zudem mit reichlich Konservierungsmitteln und synthetischen Zusatzstoffen belastet. Diese Stoffe müssen wiederum über die Nieren ausgeschieden werden, was zusätzlichen Stress verursacht. Die Ernährung eines nierenkranken Hundes sollte sorgfältig auf die Bedürfnisse des jeweiligen Tieres abgestimmt werden. Nassfutter oder andere geeignete Ernährungsformen können für deinen Hund eine viel bessere Wahl sein, um die Nierenfunktion zu unterstützen. 

Bei einer chronischen Niereninsuffizienz (CNI) im fortgeschrittenem Stadium ist es außerdem erforderlich, den Phosphatgehalt im Futter zu überwachen. Knochen enthalten viel Phosphat, dementsprechend ist es ratsam, keine Knochenteile oder nur wenig knochenhaltiges Futter zu füttern. Das heißt auch, dass du Fleisch füttern solltest, das von Natur aus weniger Phosphat enthält. Die folgende Tabelle zeigt den Phosphatgehalt einiger Lebensmittel, die für die Hundeernährung relevant sind:

Fleischprodukt
Phosphorgehalt (mg) / 100g
Rindfleisch, 8 % Fett
160
Rinderleber
351
Hühnerfleisch, 10 % Fett
165
Kaninchenfleisch, mager
210
Pferdefleisch, mager
221
Putenfleisch, 10 % Fett
147
Seelachs
300
Sardinen
258
Wildschwein, 10 % Fett
167

Fisch hat im Allgemeinen einen hohen Phosphorgehalt, daher solltest du Fisch vermeiden. Konzentriere dich auf Sorten, die weniger Phosphat enthalten. Putenfleisch hat einen mäßgen Phosphoranteil, sodass sich dieses Fleisch beispielsweise gut für eine Nierendiät eignet – vorausgesetzt dein Hund verträgt es auch. Sämtliche Nährwerte der beispielhaft angegebenen Lebensmittel unterliegen natürlichen Schwankungen. Die Angaben können nur eine Orientierung darstellen.

Quelle: http://www.vitalstoff-lexikon.de/Mineralstoffe/Phosphor-/Lebensmittel.html

Ein gutes Nierendiätfutter für Hunde ist selbstgemachtes Futter

Das beste Nierendiätfutter für deinen Hund ist ein Futter, dass auf die individuellen Bedürfnisse deines Hundes angepasst ist. In den meisten Fällen wirst du das Futter selbst herstellen müssen. Falls Fleisch von Pferd und Pute für deinen Hund gut verträglich ist, kannst du auch einmal einen Blick auf mein Herz-Nieren-Kraft Menü für Hunde werfen.

Meine Tipps für dein individuelles Hundefutter:

  • Verwende viel Muskelfleisch: Eine artgerechte und ausgewogene Ernährung mit phosphatarmem Muskelfleisch und vorrangig grünen Blattgemüsen ist genau richtig. Wenn dein Hund kein rohes Futter verträgt, kannst du es schonend dünsten oder nach einem gutem Nassfutter Ausschau halten.
  • Achte auf Fett: Dein Hund braucht im Fall einer Erkrankung etwas mehr Energie. Achte auf einen ausreichenden Fettgehalt im Futter (12-15 %). Verwende auch gern pflanzliche Fette wie MCT Öl. MCTs können im Vergleich zu langkettigen Fettsäuren schneller absorbiert werden und belasten die Verdauung nicht.
  • Gib deinem Futter etwas frische oder gekochte Niere hinzu. Die Nährstoffe aus der Niere können helfen, die Nieren zu unterstützen. Du kannst als Ersatz auch gefriergetrocknete Niere als Snack verwenden.
  • Nutze die Kraft von Verdauungsenzymen: Die Verwendung von Verdauungsenzymen ist eine sinnvolle Ergänzung zur Ernährung von Hunden mit Nierenproblemen sein. Verdauungsenzyme können dazu beitragen, die Nährstoffaufnahme zu verbessern und die Verdauung zu unterstützen, insbesondere wenn dein Hundd aufgrund seiner Nierenprobleme Schwierigkeiten beim Verdauen von Nahrung hat.
  • Setze Vitamine und Mineralstoffe ein: Mikronährstoffe spielen eine entscheidende Rolle in der
    Ernährung von Hunden.
  • Verwende Omegas: Hochwertige Omega-3-Fettsäuren, wie sie in Algenöl oder Krillöl vorkommen, haben antioxidative Eigenschaften und können somit die Nierengesundheit unterstützen.
  • Unterstütze mit Antioxidantien: Antioxidantien können dazu beitragen, Zellschäden zu minimieren und Organe vor oxidativem Stress zu schützen.
  • Vergiss nicht, Probiotika zuzusetzen: Gute Bakterien können helfen, ein normales Verdauungssystem aufrechtzuerhalten. Natürliche Quellen für Probiotika sind fermentierte Lebensmittel wie Kefir oder fermentiertes Gemüse. Achtung: Bei histaminintoleranten Hunden solche Lebensmittel lieber meiden.
  • Denk’ an Präbiotika: Fasern liefern die Nahrung für das Wachstum guter Darmbakterien. Natürliche Quellen für Präbiotika sind spezielle Pflanzenfasern wie Sunfiber, Flohsamenschalen, Pilze oder auch spezielle Kräuter.

Spezielle Futterergänzungen für die Nieren deines Hundes

Spezielle Futterergänzungsmittel können einen wichtigen Beitrag für die Nierenfunktion deines Hundes leisten. Diese Ergänzungen sind dazu gedacht, die Nierenfunktion zu unterstützen und das Wohlbefinden deines Hundes zu verbessern. Einige der nützlichsten Ergänzungen zur Förderung der Nierengesundheit sind:

  • Organextrakte: Die Gabe von getrocknetem Organgewebe kann bei vielen Schwächen wie zum Beispiel einer Nierenerkrankung neue Energie und Kräfte verleihen. Die Extrakte sollen außerdem Einfluss auf die Regeneration geschwächter Zellen und Gewebe haben. Organextrakte enthalten viele Nährstoffe wie Enzyme, Mineralstoffe und Spurenelemente.
  • Kräuter: Verwende in deinem Futter einige frische oder getrocknete Kräuter wie unter anderem Goldrute, Bockshornkleesamen und Kreuzkümmel zur Unterstützung der Nieren.
  • Vitalpilze: Studien können belegen, dass Pilzarten wie Cordyceps und Astralgus die Nieren schützen und deren Funktion verbessern können. Du kannst solche Vitalpilze einfach als Futterergänzung verwenden.
  • Chinesische Kräuter: Spezielle TCM Kräuter werden schon lange bei Hunden und Katzen verwendet werden, um die allgemeine Gesundheit zu unterstützen. Es gibt bereits einige vorgefertigte Kräuterrezepte, die eine Reihe von Körpersystemen unterstützen können, darunter: Nieren- und Harnwege, Magen und Darm, emotionale Unterstützung, Gelenke, Haut- und Fell.
  • Phosphatbinder: Eine weitere Möglichkeit, einem hohen Phosphatgehalt entgegenzuwirken, ist, einen Phosphatbinder im Futter zu verwenden. Das kann helfen, überschüssiges Phosphat mit dem Kot auszuscheiden. Beispiele für Phosphatbinder sind Ipaktine, Chitosan oder auch Calciumcarbonat. Die Dosierung solcher Futterergänzungsmittel hängt von der Ernährung deines Hundes sowie dem Phosphatspiegel ab, den du bei einer CNI regelmäßig überwachen solltest.
  • Kalium: Die Fütterung von kaliumreichen oder kaliumarmen Lebensmitteln kann dazu beitragen, den Kaliumspiegel des Hundes zu beeinflussen. Eine kaliumarme Fütterung ist im fortgeschrittenen Stadium einer CNI erforderlich.

Beliebte Beiträge

BERATUNG

Du hast ein spezielles Anliegen oder benötigst einen Beratungstermin? Bitte schreibe uns eine E-Mail mit deinem Anliegen in wenigen kurzen Sätzen. Wir antworten kurzfristig.

Teilen:

Facebook
WhatsApp
Email

2 Antworten

  1. Hallo Frau Ockenfels,
    ich habe gerade Ihren Beitrag bezüglich Nierenerkrankung/ Futter gelesen, der sehr detailliert die Probleme aufzeigt. Hoffentlich gibt es noch mehr „Dosenöffner“, die auch mal über den Tellerrand schauen und auf Ihren Ratgeber stoßen.
    Ich habe einen Hund als Notfall aus dem Tierschutz übernommen, der ohne tatsächliche Notwendigkeit über ein Jahr Nierendiät-Futter (und das auch noch als Trockenfutter) bekommen hat. Sogar seine letzte Endstelle hat sich nicht richtig mit Ernährung befasst.
    Meine Tierheilpraktikerin hat uns jetzt eine „Eiweißbombe“ verordnet und wir hoffen, einiges wieder gerade biegen zu können.
    Danke für Ihr Engagement!
    Viele Grüße aus Dortmund
    Brigitte

    1. Liebe Brigitte, vielen Dank für dein Feedback. Ich hoffe, dass es deinem Hund mit der “Eiweißbombe” gut geht. Es stimmt, die Standardbehandlung zielt immer nur darauf ab, den Proteinspiegel im Blut zu senken, indem ein spezielles Diätfutter mit niedrigem Eiweißgehalt verordnet wird. Leider maskiert diese Behandlung nur die Symptome und behandelt nur geringfügig die zugrundeliegende Nierenerkrankung. Tatsächlich muss jeder Fall individuell betrachtet und ganzheitlich behandelt werden! Herzliche Grüße und gute Besserung, eure Hildegard.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert